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Die Grundlagen der Auslegungspredigt · Teil 1

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Lesezeit: 4 Minuten

1. Was ist „Auslegungspredigt“?

Ziel und Inhalt einer Auslegungspredigt ist es, zu erklären, was in der Schrift steht, warum das wichtig ist, und wie das im praktischen Leben umzusetzen ist.

2. Warum ist Auslegungspredigt unverzichtbar wichtig?

1. Weil Gottes Wort Gottes Autorität hat. Wenn die Schrift redet, redet Gott. Das muss gehört werden. Aus dem glaubenden Hören folgt Gehorsam.

2. Weil Gottes Wort klar ist. Die erste Frage der Bibel wurde von der Schlange gestellt: Hat Gott wirklich gesagt? (1. Mo 3,1). Mit dieser Frage wird seitdem die Klarheit und damit die Autorität der Schrift angezweifelt. Jede Predigt muss daher zeigen: Ja, das hat wirklich Gott gesagt!

3. Weil Gott sich vor allem in Seinem Wort mitteilt. Mose wollte die Herrlichkeit Gottes sehen (2. Mo 33,18), aber Gott antwortet ihm: „Ich … werde den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Mose erbittet einen visuellen Eindruck, aber Gott redet und „ruft seinen Namen aus“ (2. Mo 34,5-7). – Eines Tages werden wir dann Schauende sein, heute ist Gottes Offenbarung in seinem Wort. Daher muss es verkündigt werden.

Deine Stellung gegenüber diesem Buch, dein Glaube, was die Bibel ist, das wird dein gesamtes Denken und Leben prägen! Calvin sagte: „Das Predigen des Wortes ist das Wort!“

3. Welche Vorteile hat die „Auslegungspredigt“ gegenüber anderen Verkündigungsformen?

Erster Vorteil: Man versteht, was Gottes Wort bedeutet

Wir lesen die Heilige Schrift und dann erklären wir mit anderen Worten, was das Wort Gottes sagt. Auslegungspredigt ist unverzichtbar wichtig, weil wir nicht nur das Wort Gottes „reden“, sondern auch „auslegen“ sollen; dabei erklären wir nur, was Gott im Text bereits gesagt hat, nicht mehr und nicht weniger (vgl. 5. Mo 1,1 mit 1,5; Neh 8,8).

Häufig hört von den Predigtkanzeln „Themenpredigten“. Eine Anzahl von aus dem Zusammenhang herausgerissenen Einzelstellen werden zusammengestellt, um ein Thema zu umreißen. Die Gefahr ist, dass man in diese isolierten Bibelstellen etwas hineinlegt, was im Kontext dort nicht gemeint ist. Gott hat uns nicht eine thematisch sortierte Bibel gegeben, das ist bedeutsam. Falls man jedoch stets berücksichtigt, was der Schreiber bei den herangezogenen Bibelstellen jeweils beabsichtigt hatte, kann diese Predigtart auch auslegend sein. Es gibt auch „Theologische Predigten“, wenn man zum Beispiel das biblische Prinzip „Rettung gibt es nur aus Gnaden und nur aufgrund des Glaubens“ durch das Wort Gottes hindurch aufzeigt und erklärt. – Diese Liste könnte fortgeführt werden.

Zweiter Vorteil: Man hört das gesamte Wort Gottes

In der Regel ist Auslegungspredigt eine im Bibeltext fortlaufende Predigtreihe, Vers für Vers. Warum jeden Vers und alle Verse?

  • Es ehrt die Wahrheit der Schrift: Inspiration, Irrtumslosigkeit, Fehlerlosigkeit, Klarheit, Schreiberabsicht u.a., wenn wir nichts auslassen.
  • Die Beachtung des Kontextes ist „natürlicherweise“ gegeben, dies hilft, die Schreibabsicht des Autors zu erfassen.
  • Die Schreibabsicht eines Bibelbuches ist vom Schreiber und nicht vom Prediger definiert, darum wird Auslegungspredigt dem Zweck der Bibelstelle eher gerecht.

Dritter Vorteil:  Die Leute lernen, wie sie selbst ihre Bibel richtig studieren können/sollen.

  • „Predigen ist öffentliche Hermeneutik.“ Wie ich als Prediger mit der Schrift umgehe, ist Vorbild und Lehrbeispiel für die Hörer, die unter der Woche selbst ihre Bibel studieren.

Vierter Vorteil:  Alle Schrift ist nützlich, auch die peinlichen Stellen“.

  • während meiner 5jährigen Predigtreihe durch den Römerbrief stieß ich auf Beschneidung. Meine Predigt über Beschneidung lautete: „Wir werden nicht durch eine OP gerettet“. Ein 15jähriges Mädchen fragt nach der Predigt: „Was ist die Vorhaut?“ Ich verwies sie an ihre Eltern. Ist das peinlich? Nein! Nach der Predigt sagte ein Besucherehepaar: „Danke, dass Sie diese Bibelstelle nicht ausgelassen haben, alle anderen Gemeinden tun dies. Wir bleiben in ihrer Gemeinde!“

Fünfter Vorteil: Alle wissen, was nächsten Sonntag drankommt.

  • Nicht, was den Prediger interessiert, umtreibt, gefällt, bestimmt die Predigttexte und Predigtthemen, auch nicht das, was momentan „Das Problem“ ist, sondern einfach der „nächste Text“ in der Bibel. Alle können sich vorbereiten.

Sechster Vorteil: Es liefert automatisch den Kontext für den Predigttext

  • Der Prediger braucht nicht immer wieder eine Einleitung in das Bibelbuch geben, er kann sogleich fortfahren, denn letzten Sonntag war er ja schon im selben Textabschnitt.

Siebter Vorteil: Es liefert die Feinheiten und Nuancen des Textes

  • Durch den Kontext verliert man nicht den Zusammenhang über den Details, aber auch nicht die Details über dem Zusammenhang. Man sieht die Teile als auch das Ganze, jeden Baum, aber auch den Wald.

Achter Vorteil: Man lernt ganze Bibelbücher kennen und lieben

  • Weil Bibelbücher als Ganzes gepredigt werden, erlebt und versteht man sie auch als Einheit.

Neunter Vorteil: Man erfährt, was Paulus mit der „Torheit der Predigt“ meint

  • Die „Torheit Gottes“ ist das, was Menschen ärgert. Wenn man alles im Wort predigt, wird man mit allerlei Weltanschauungen kollidieren und Widerstand erfahren. Wer feige deshalb Texte auslässt, macht diese Erfahrung nicht, versagt aber seinen Zuhörern notwendige Zurüstung und Schutz.

Zehnter Vorteil: Das Werk des Geistes wird im Leben der Zuhörer gefördert

  • Der Geist Gottes wirkt stets mittels des von Ihm gegebenen Wortes. So wird auch das vom Prediger nicht direkt und bewusst Beabsichtigte manchmal unter dem Wirken des Geistes Gottes auferbauend wirken.

Elfter Vorteil: So bekommen wir das umfassendste Bild davon, wer und wie Gott ist.

  • Weil wir nichts im Wort Gottes auslassen (was sollten wir auch auslassen?), ist auch unser Gottesbild biblisch vollständig und richtig. Gute Predigt ermöglicht gutes Bibelwissen (Theologie). Gute Theologie ermöglicht angemessene Anbetung.

4. Wie lang sollte der Text einer Auslegungspredigt gewählt werden?

Im Prinzip sollte die Predigt eine abgeschlossene Sinneinheit bieten. Also wählt man auch eine Sinneinheit im Bibeltext. Dies kann ein Satz (kleinste Einheit) oder ein Absatz, ein Buch oder die gesamte Bibel sein (!). Zu beachten sind vor allem zwei Dinge:

  • Geschwindigkeit. Weder zu schnell noch zu langsam. Falls zu langsam: das Ganze wird nicht mehr wahrgenommen. Falls zu schnell: die Teile werden nicht mehr wahrgenommen. Die Ältesten sollten gemeinsam beraten, welche Geschwindigkeit für die betreffende Gemeinde die richtige ist.
  • Zusammenhang. Der Prediger muss stets die Relation zwischen den Teilen und dem Ganzen, und dem Ganzen und dem Teil seiner Predigt beachten und klarmachen.

[Weiterlesen: Die Grundlagen der Auslegungspredigt · Teil 2]


Dies ist ein Auszug der Pre-Konferenz 2018 zu dem Thema „Auslegungspredigt“ mit Rick Holland. Die Aufnahmen der gesamten Konferenz können hier erworben werden.

Dr. Rick Holland ist seit 2011 Senior Pastor in der Mission Road Bible Church (Kansas City, USA) und gehört zu den treuen Förderern des EBTC und Hauptrednern der Hirtenkonferenz. Rick war 25 Jahre Mitarbeiter der Grace Community Church in Sun Valley (CA) und diente dort u. a. als Ältester und Executive Pastor mit Dr. John MacArthur. Rick unterrichtet seit einigen Jahrzehnten Homiletik und Auslegungspredigt am The Expositor’s Seminary und schreibt zur Zeit eine Dissertation (PhD) zum Thema Auslegungspredigt am Midwestern Baptist Theological Seminary. Er ist verheiratet mit Kim, sie haben drei Söhne: Luke, John und Mark.

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