Wenn wir alle unsere Gottesdienste streamen, wird dann jemals jemand zurückkommen?

Ich bin nicht besorgt. Ich mache mir keine Sorgen, dass überzeugte Christen die tatsächliche Gemeinde für die Cyber-Kirche eintauschen werden. Ebenso wenig wie ich mir Sorgen mache, dass überzeugte Ehepartner die persönliche Begegnung zugunsten von FaceTime eintauschen werden.
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Gemeinde Livestream zurück
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Ich bin ziemlich viel unterwegs, zumindest unter normalen Umständen. Manchmal sind es kaum mehr als Übernachtungsreisen zu Konferenzen jenseits der US-Grenze und manchmal sind es ausgedehnte Reisen in die entlegensten Winkel der Erde. Egal wohin ich auch gehe und wie lange ich unterwegs bin, ich werde mit meiner Familie und insbesondere mit meiner Frau Aileen in Kontakt bleiben. Durch die Vorteile der modernen Technik habe ich normalerweise die Möglichkeit, nicht nur ihre Stimme zu hören, sondern sogar ihr Gesicht zu sehen.

Ich war schon an vielen Orten der Welt, wo es keinen Zugang zu sauberem Wasser, aber vollen Zugang zum LTE-Netz gibt, dass stark genug ist, um FaceTime zu ermöglichen.

Technik ist kein Ersatz für echte Beziehungen

Doch meine Frau Aileen macht sich nie Sorgen, dass ich nicht wieder nach Hause komme. Sie macht sich nie Sorgen, dass ich zu dem Schluss komme, dass FaceTime gut genug ist und dass ich mich entscheide, nur noch virtuell mit ihr in Kontakt zu bleiben. Meine Frau weiß, dass FaceTime zwar ein Segen sein mag, aber kein Ersatz für eine persönliche Begegnung ist. Auch weiß sie, dass FaceTime zwar gut dem dafür vorgesehenen Zweck dient, aber kein adäquater Ersatz für eine echte Beziehung ist. Sie weiß, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um nach Hause zu kommen. Um dorthin zurückzukehren, wo sie ist und um wieder physisch bei ihr zu sein.

Warum ist das so? Weil körperliche Anwesenheit wichtig ist. Es gibt bestimmte Dinge, die wir nur als Ehemann und Ehefrau tun können. Dinge, die wir nur als Ehepartner sein können, wenn wir gemeinsam den selben Ort miteinander teilen. Es gibt Dinge, die wir nicht tun können, Dinge, die wir nicht sein können, wenn wir nur durch den Cyberspace verbunden sind. Tatsächlich sind die größten Segnungen der Ehe genau die Elemente, die durch Kameras und Bildschirme am offensichtlichsten fehlen. Während also FaceTime eine Art von Zusammengehörigkeit, eine Art von Anwesenheit, bietet, ist es immer nur eine Art von Anwesenheit.

Auf ihre eigene Art und Weise dient die Technologie sogar dazu, die Distanz zwischen uns hervorzuheben.

FaceTime verstärkt die Sehnsucht nach echtem Zusammensein

Man könnte sogar noch weiter gehen und sagen, dass die Pseudo-Präsenz von FaceTime tatsächlich dazu dient, die Sehnsucht nach echtem Zusammensein zu verstärken. Wenn wir einander sehen, wollen wir zusammen sein. Auf ihre Weise dient die Technologie dazu, die Distanz zwischen uns zu betonen. Ihre Unzulänglichkeiten verstärken die Freuden und Vorteile der wahren Präsenz. Sie ist immer nur ein schlechter Ersatz. Deshalb sind unsere Gespräche, selbst wenn wir uns auf diesen Bildschirmen betrachten, voller Sehnsuchtsäußerungen und des tiefen Wunsches, zusammen zu sein.

Wir befinden uns gerade in einer seltsamen Zeit, in der viele von uns für einige Wochen oder vielleicht sogar Monate nicht in der Lage sind, sich als Ortsgemeinden zu treffen. Aufgrund des Risikos einer gefährlichen Krankeit und aufgrund unseres Wunsches, uns den Weisungen unserer Regierungen zu unterorden, können wir uns nicht im selben Raum versammeln. Viele Kirchen haben sich dazu entschlossen, ihre Gottesdienste über das Internet zu übertragen.

Es gibt einige Christen, die besorgt sind, dass dieser plötzliche Anstieg der Online-Gottesdienste einen Rückgang der tatsächlichen Gemeindebesuche bewirkt.

Einige sind besorgt, dass wenn unsere Gemeinden wieder ihre Türen öffnen, viele Menschen damit zufrieden sein werden zu Hause zu bleiben, nachdem sie nun ein virtuelles Pendant erlebt haben.

Christen müssen zusammen sein, um den Zweck und die Bedeutung der Gemeindemitgliedschaft zu erfüllen

Ich bin nicht besorgt. Ich mache mir keine Sorgen, dass überzeugte Christen die tatsächliche Gemeinde für die Cyber-Kirche eintauschen werden. Ebenso wenig wie ich mir Sorgen mache, dass überzeugte Ehepartner die persönliche Begegnung zugunsten von FaceTime eintauschen werden. So wie eine gesunde Ehe physische Nähe erfordert, so ist auch eine gesunde Gemeindemitgliedschaft erforderlich. Genauso wie Mann und Frau zusammen sein müssen, um den Zweck und die Bedeutung der Ehe zu erfüllen, müssen Christen zusammen sein, um den Zweck und die Bedeutung der Gemeindemitgliedschaft zu erfüllen. So wie sich Mann und Frau danach sehnen, den selben Ort zu teilen, sehnen sich die Mitglieder der Gemeinde danach, den selben Ort zu teilen. Eine Kamera und eine Leinwand reichen, wenn es nötig ist, aber sie sind bestenfalls ein Schatten der realen Sache. Sie können Dankbarkeit hervorrufen, wenn sie die einzige Möglichkeit sind, aber sie können auch Sehnsucht wecken.

Ich bin überzeugt, dass es unter diesen einzigartigen Umständen akzeptabel und vielleicht sogar sinnvoll ist, dass die Gemeinden eine Art Gottesdienst für ihre Mitglieder ausstrahlen. Nur weil etwas unregelmäßig ist, ist es noch lange nicht falsch. Aber gleichzeitig bin ich sicher, dass wir sehen werden, wie die Online-Gemeinde den Wunsch des wahren Christen nach wahrer Anbetung und wahrer Gemeinschaft nicht befriedigen kann und wird. Sie kann und wird unsere tiefe Sehnsucht nach dem Zusammensein als Gemeinde ebenso wenig befriedigen, wie ein Video-Chat die tiefe Sehnsucht von Mann und Frau nach Gemeinschaft, nach Nähe, nach Berührung zufriedenstellen kann und wird. Im Gegenteil, diese Werkzeuge zu benutzen, bedeutet, gezwungen zu sein, ihre gravierenden Unzulänglichkeiten zu erkennen. Sie zu benutzen bedeutet, zu erfahren, wie unzureichend sie sind. Sie mögen gut sein, aber sie können und werden nicht gut genug sein.

 

 

Zuerst erschienen auf englisch: challies.com.

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