Die Kinder eines Ältesten sehen sich besonderen Herausforderungen gegenüber. In einem vorausgehenden Artikel haben wir darüber nachgedacht, wie Gemeinden für die Kinder ihrer Ältesten sorgen können.
Es ist allerdings nicht nur die Gemeinde, die auf diesem Gebiet Verantwortung hat. Auch die Ältesten selbst müssen in dieser Beziehung gewissenhaft denken und handeln. Unsere Handlungen sowie unsere unterlassenen Handlungen haben einen gewaltigen Einfluss auf unsere Kinder.
Mein junger Mitältester war so weise, sich Gedanken darüber zu machen, wie diese Herausforderungen überwunden werden können, als seine Kinder noch klein waren. Folglich unterbreitete ich ihm die folgenden Überlegungen, die sich auf jahrelange Erfahrung gründen.
Ein Wort an Älteste
- Denke langfristig. Werden deine kleinen Kinder, wenn sie einmal groß sind, es hassen oder lieben, dass du Ältester bist? Werden sie womöglich Verbitterung gegenüber der Ortsgemeinde empfinden? Gott hat dich dazu berufen, seinen Schafen ein Hirte zu sein. Und die Schäfchen, die dir am nächsten stehen und die du zuerst weiden musst, sind nun einmal deine Frau und Kinder. Die Weitergabe des Evangeliums an deine Kinder ist von größter Bedeutung – viel wichtiger, als bei jeder Gemeindeveranstaltung dabei sein zu müssen. Was werden wohl deine Kinder, wenn sie einmal erwachsen sind, darüber sagen, wie du dich gegenüber deiner Familie verhalten hast? Dass du sie geliebt hast, als du zu Hause warst? Dass du ihnen vorgelebt hast, wie gottgewirkte Buße aussieht? Meine Kinder hören zwar die Worte, die ich als Ältester in der Öffentlichkeit sage, doch sie sind viel mehr an meinem Privatleben interessiert.
- Achte bewusst auf das Verhalten deiner Kinder am Sonntag. Nur, weil du am Sonntag mit dem Predigen beschäftigt bist, heißt das noch lange nicht, dass du an diesem Tag deine Verpflichtungen als Vater sausen lassen kannst. Du bist trotzdem für deine Kinder verantwortlich. Du solltest dieser Verantwortung nicht aus Menschenfurcht nachkommen, sondern deshalb, weil du dazu berufen worden bist, deinem Haushalt gut vorzustehen. Sonntags bist du also nicht nur ein Reichgottesarbeiter, sondern auch ein Beispiel für eine Familie, die vom Evangelium geprägt ist. Falls deine Kinder noch klein sind, solltest du womöglich Hilfe für deine Frau besorgen? Womit sind deine Kinder beschäftigt, wenn du dich nach dem Gottesdienst mit Leuten unterhältst? Arbeite mit deiner Frau und eurem Ältestenkreis zusammen, um diese Herausforderung zu besprechen. Vermeide es, deine Kinder aus Menschenfurcht zu hart heranzunehmen. Und vermeide es ebenso, mit deinen Kindern aus einer gewissen Passivität heraus zu locker umzugehen. Sei dir deiner Vorbildfunktion bewusst und gehe mit gutem Beispiel voran.
- Lobe deine Gemeinde vor deinen Kindern. Deine Kinder bekommen mit, was zu Hause gesagt wird. In seinen Briefen dankt Paulus sogar aktiv für problembeladene Gemeinden. Du kannst das also auch. Du und deine Frau, ihr seid Verfechter des Evangeliums. Gewöhnt es euch an, geistliche Siege auf angemessene Weise am Mittagstisch anzusprechen. Bringe bewusst zum Ausdruck, warum du für deine Gemeinde dankbar bist. Deine Freude ist ansteckend. Manchmal kannst du deine Kinder sogar zu deinen Terminen mitnehmen. Eine Person, die ans Haus oder ans Bett gefesselt ist, könnte sich mitunter mehr darüber freuen, deine Familie zu Gesicht zu bekommen, als dich selbst.
- Vermeide es, in Hörweite deiner Kinder über Gemeindekonflikte zu reden. Behüte ihren Wandel und ihre Reinheit. Du willst vielmehr, dass sie auch in zwanzig Jahren noch gut über die Ortsgemeinde denken. Selbst die gestörteste Ortsgemeinde ist für Christus kostbar. Und obwohl sie als Erwachsene womöglich nicht zu dieser bestimmten Gemeinde gehören wollen, sollte es dir ein Anliegen sein, dass sie die Braut Christi lieben. Sich in Hörweite seiner Kinder über Gemeindeprobleme meckernd auszulassen, läuft auf Tratsch hinaus und sorgt lediglich dafür, dass sie auf die Gemeinde nicht gut zu sprechen sein werden. Probleme gehören einfach zum Gemeindeleben. Gemeinde kann mitunter chaotisch sein.
- Schule deinen Ältestenkreis und bringe ihn richtig zum Einsatz. Ein Ältestenkreis sollte Zeit einplanen, um sich gegenseitig über jegliche Bedenken im Bereich der Kindererziehung auszutauschen (Apg 20,28). Nehmt euch als Leitungskreis Zeit, darüber zu reden, wie ihr euch um eure Familienangehörigen kümmert. Stellt sicher, dass keiner von euch unter Vernachlässigung der eigenen Familie zu viel arbeitet. Diese gegenseitige Fürsorge sollte sich aus einer Einstellung der Wertschätzung und Liebe ergeben. Das Gesagte sollte im Ältestenkreis bleiben. Sobald ihr unter den Gemeindegliedern arbeitet, müsst ihr euch einander den Rücken freihalten.
- Konzentriere dich auf das Herz. Seinem Haushalt gut vorzustehen, schafft nicht automatisch alle Familienprobleme aus dem Weg. Es bedeutet vielmehr, dass du diese Probleme richtig anpackst. Nicht das Kind, sondern der Vater ist dazu berufen, ein Vorbild zu sein. Wie gehen wir mit Teenagern um, die dabei sind, in einen erwachsenen Körper hineinzuwachsen und dabei versuchen zu entscheiden, ob sie auch in einen erwachsenen Glauben hineinwachsen wollen? Wir konzentrieren uns aufs Herz. Wir begegnen dem Wachstumsschmerz mit Gnade. Wir investieren Zeit, um ihnen zuzuhören. Wir zeigen ihnen, dass wir ihr größter Fan sind. Kurz gesagt: Wir lieben unsere Kinder mehr als unseren Eindruck, den wir vor anderen haben, als hätten wir alles unter Kontrolle.
- Beschütze eure besonderen Familienaktivitäten. Besondere Zeiten wie Urlaube und Verabredungen mit Familienangehörigen sind eine Gelegenheit, um Familienidentität aufzubauen und seelisch in deine Kinder zu investieren. Diese Aktivitäten sorgen für die Verbindung eurer Herzen. Beschütze diese gemeinsamen Zeiten gut. Werden eure besonderen Familienaktivitäten zuerst in den Terminkalender eingetragen? Haben die Ältesten einen Plan, um mit den unvermeidlichen Notfällen umzugehen, die während dieser Aktivitäten entstehen könnten? Gott schenkt viele begabte Menschen, um dem Leib der Gemeinde zu dienen. Deinen Kindern hat er allerdings nur einen Vater und eine Mutter geschenkt.
Deine Kinder beobachten und lauschen
Lieber Ältester, eines Tages werden deine kleinen Kinder erwachsen sein. Würden sie aufgrund dessen, was sie zuhause mitbekommen, sagen können, dass du Jesus liebst? Würden sie sagen können, dass du sie liebst?
»Daran wird jedermann (einschließlich dieser Kinder) erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt« (Joh 13,35).
Gott hat dich dazu berufen, seine Herde zu weiden. Deine Kinder gehören zu dieser Herde. Sie beobachten dich zu Hause und lauschen in dein Leben hinein. Nutze diesen Einfluss gut.